Videokonferenzen und Webinare sind krisenbedingt Alltag geworden, wie aber stellen wir eine größere Party oder ein Treffen online nach? Mit Hilfe von mehreren Webinar-Zugangslinks in einer Padlet-Übersicht lassen sich übliche Gruppenkonstellationen als “virtuelle Tische” nachbilden. Auf diese Weise können Gruppen selbstgesteuert und ohne Facilitator Gesprächsgruppen wechseln. Aktuell arbeite ich wieder regelmäßig im homeoffice, durch die COVID-19-Pandemie haben sich zudem auch Treffen mit Freunden auf Remote-Begegnungen und Webinare verschoben.
Um soziale Events mit größeren Gruppen nachzubilden, stoßen die meisten Tools allerdings an ihre Grenzen, da sie für ‘konzentrierte’ Formate konzipiert wurden. Die meisten Online-Meetings sind eigentlich Workshopformate; alle Teilnehmenden konzentrieren sich auf vorher verabredete Themen.
Wenn wir Menschen begegnen, haben wir allerdings in den seltensten Fällen schon eine Agenda im Kopf (zumindest privat, hoffe ich). Dass Themen im Gespräch ungeplant-emergent entstehen, ist eine wesentliche Qualität jeder Begegnung. Auch wenn ich ins Büro gehe mache ich kein Termin vorher aus mit Kollegen, denen ich um 14:02 Uhr auf dem Flur begegne und im Gespräch dann um 14:03 feststelle, dass es etwas zu besprechen gibt und wir doch lieber einen Termin machen.
Wenn ich mich mit Freunden online treffe, fällt ein zweiter Unterschied auf: Bei einer Party wie auch bei einem Business-Networking-Event unterhält man sich meist in kleinen Gruppen von 3-7 Leuten. Wenn ich alle Gäste in einem Online-Meeting sehe, können zwar theoretisch alle 30 Gäste sich gegenseitig hören, allerdings kann immer nur einer sprechen, die Redezeit für jede*n Einzelne*n ist äußerst knapp. Ausgefeilte Konferenztools wie alfaview lösen dies mit virtuellen “Räumen”, dies erfordert allerdings den Download und die Vorab-Installation von Webinar-Software, die leider nicht immer zuverlässig auf Mobiltelefonen klappt.
Was ich noch immer suche ist eine Lösung, die it einem einzelnen Link erreichbar ist, auf mobilen Geräten gleichermaßen gut funktioniert, bei der man möglichst wenig Software installieren muss und bei der stets klar ist, wo die anderen Teilnehmer sich gerade aufhalten. Schreibt mir gerne eure Ideen, das aktuelle Setup ist:
- Zoom-Links (lauter free-Accounts mit eigenem Login, das Meeting irgendwann in der Zukunft angelegt und in den Einstellungen jedes Accounts “join before host” markiert)
- Virtuelle “Tische” mit Namenszetteln als ‘Avatare’ in Padlet, Mural oder Google Slides
Im Vergleich zu Trello bevorzuge ich bei diesem Setup Padlet, denn die Teilnehmenden müssen keine Software installieren, damit es auf mobile klappt, sie können selbständig Karten anlegen und verschieben. Das ist deutlich weniger Aufwand als alle zu bitten, doch bitte eine neue App zu installieren oder sich anzumelden.
Mit Zoom kann man zwar auch “Breakout rooms” nutzen, um Teilnehmer kleineren Räumen zuzuweisen. Das erfordert aber eine Moderation des Treffens, und der Gedanke ist ja gerade, dass die Teilnehmenden sich selbständig im virtuellen Raum bewegen können. Mit Padlet-Karten als Stellvertreter jeder Person ist das zwar keine visuell überzeugende Nachbildung eines realen Treffens, aber zumindest kann man sehen wo sich gerade alle treffen, zudem können Teilnehmende auch Links und anderes Material in freie Spalten posten oder ein individuelles Profilbild aufnehmen.
Ablauf:
- Die Teilnehmer öffnen das Padlet und erstellen eine Karte mit ihrem Namen (analog in mural ein Post-It)
- Sie bewegen ihre Karte auf den Tisch, an dem sie teilnehmen wollen und klicken dort auf den Link
- Wenn sie den Tisch wechseln möchten, verschieben sie auch ihre Karte
- Wenn sie fertig sind, löschen sie ihre Karte wieder oder verschieben sie an den Rand
In Padlet sieht dann so aus:
Oder in Mural, mit einem Beach-Party-Thema:
Statt Zoom lassen sich natürlich auch Links in mit dem Open Source-Webinar-Tool Jitsi anlegen. Dies kann man auch auf dem eigenen Server installieren und damit die Performance der kostenlosen Version noch verbessern.
Ich ergänze den Post später noch um meine Erfahrungen, gestern Abend zumindest hat das erste remote-Afterwork-Bier schon gut geklappt. Heute dann die Fortsetzung; und bei allem was im Moment vor sich geht, haben wir bestimmt wieder viel zu erzählen.